Wem gehört Berlin?
Aufruf zur Aktionsdemo am Samstag, 28. September 2013
Aufruf zur Aktionsdemo am Samstag, 28. September 2013
In Berlin hat sich eine lebendige
Stadtpolitik von unten entwickelt. An verschiedenen Ecken und Enden
führen Initiativen, politische Gruppen, Unterstützer_Innenkreise und
Einzelpersonen ihre Kämpfe gegen die Folgen einer profitorientierten
unsozialen Politik; wie Privatisierung, Verdrängung und Diskriminierung.
Wir sehen diese unterschiedlichen Kämpfe jedoch als Antwort auf ein
großes gemeinsames Problem: Die kapitalistische Verwertungslogik,
vorangetrieben von Senat und Investoren. Die Ausmaße dieser
rücksichtslosen Politik zeigen sich in verschiedener Intensität und
unterschiedlichen Bereichen.
Menschen sind von rassistischer Hetze betroffen, Geflüchtete werden
vom Staat diskriminiert. Steigende Mieten, Zwangsräumungen, Verdrängung
aus den Innenstädten und Sozialkürzungen an allen Enden stehen auf dem
Tagesprogramm. Viele von den übriggebliebenen Freiräumen sind von der
Schließung bedroht. Dafür jedoch jagt ein unsinniges Großprojekt das
andere und strapaziert die ach so leere Staatskasse.
Während die Preise für den Nahverkehr und die Energie steigen, ein
Jugendtreff nach dem anderen wegen fehlender Mittel geschlossen wird,
werden Millionen in die Fehlplanung eines Flughafens gesteckt oder das
neue Stadtschloss mit 620 Millionen Euro subventioniert; ein wahres
Schnäppchen, das keiner braucht.
Letztes Jahr wurden über 6000
Zwangsräumungen angeordnet, 7260 Wohnungen zu Eigentumswohnungen
umgewandelt, aber dafür kann nun auch in Neukölln luxuriös residiert
werden. Die Fahrpreise für Bus und Bahn stiegen mal wieder an, doch
immerhin kommt die A100. Für 500 Millionen ist sie quasi geschenkt!
Berlin wird verwertet und zwar gründlich. Ob Wohnen, Bildung,
Mobilität, Energie, Wasser oder Freiräume, überall herrscht dasselbe
Prinzip: Eine Stadt wird zum Unternehmen. An menschlichen
(Grund-)Bedürfnissen wird maximal Geld verdient und da die Möglichkeiten
nach und nach weniger werden, wird nun auch aus den letzten Winkeln
geschröpft. Der Preis für diese sogenannte Aufwertung ist hoch, und
bezahlen tun ihn all diejenigen, die bei dem Spielchen der Umwandlung
zur homogenen Stadt für Wohlverdiener nicht mitspielen können, dürfen
oder wollen.
Doch wem gehört denn nun Berlin?
Diese Frage wird jeden Tag an vielen Orten und auf verschiedene Weise
gestellt. Die Antwort vieler Menschen darauf lautet, sich aktiv gegen
diese Zustände zur Wehr zu setzen. Ungeachtet von Herkunft,
Staatsangehörigkeit, Einkommen oder Status sehen sie sich als Teil
dieser Stadt und wollen es auch bleiben.
So gibt es überall Menschen, die sich gegen Diskriminierung und
Abschiebung engagieren, die Zwangsräumungen verhindern oder ihren
Freiraum mit verschiedenen Mitteln verteidigen. Arbeitssuchende sind
ungehorsam gegenüber Jobcentern und Mieter_innen organisieren sich gegen
Modernisierungsankündigungen. Kleingärtner_innen überlassen ihr
Refugium nicht mehr den Planierraupen. Und Senior_innen kämpfen für ihre
Begegnungsstätten. All diese Menschen sind Teil des Kampfes für eine
Stadt, die sich nicht nach dem maximalen Profit richtet, sondern nach
den Bedürfnissen ALLER die dort leben und leben wollen.
Ein Blick über den Tellerrand zeigt, dass sich in Ländern wie
Spanien, Brasilien oder der Türkei aus genau diesen Bedürfnissen heraus
machtvolle soziale Protestbewegungen entwickelt haben. Menschen werden
massenhaft aktiv und setzen sich selbst unter großen persönlichen
Risiken für gesellschaftliche Veränderungen ein.
Trotz der Unterschiedlichkeit der konkreten Problemlagen, sowie der
Themen und Aktionsformen wollen wir unseren Protest im Kontext der
sozialen Auseinandersetzungen verorten, die anderswo auf dem Planeten
gegen kapitalistische Verwertung und für emanzipatorische Ziele geführt
werden.
Dort hat die Wut über die bestehenden Missstände, die Notwendigkeit für Veränderung und die Entschlossenheit sich zu wehren unterschiedlichste Personen und Gruppen zusammengebracht und sie zu einer zielstrebigen und wehrhaften Masse werden lassen.
Die Bereitschaft zusammen zu agieren und als geschlossene Masse
aufzutreten war sicherlich mitunter Grund für die Kraft dieser Proteste
und hat auch darüber hinaus Kämpfende zusammengeführt. Der Staat setzt
in seinem kapitalistischen Verwertungsspiel auf Konkurrenz und
Vereinzelung, doch wir setzen unsere Solidarität und Vielfältigkeit
entgegen.
Zusammen mit euch wollen wir ein neues Format des Protestes wagen, um
die unterschiedlichen Kämpfe sichtbar zu machen und vereint zum
Ausdruck zu bringen. Denn nur gemeinsam können wir unseren Widerstand
stärken und der Kommerzialisierung Berlins wirksam und nachhaltig
entgegentreten, um zu verteidigen, was uns bleibt und zurückzuholen was
uns genommen wurde.
Gegen den Ausverkauf Berlins! Für eine Stadtpolitik von unten!
Aktionsdemo am 28. September 2013
Samstag, 14 Uhr, Lausitzer Platz
im Rahmen des bundesweiten Aktionstag
Samstag, 14 Uhr, Lausitzer Platz
im Rahmen des bundesweiten Aktionstag
Unterstützer_innen: 100% Tempelhof, *andere zustände ermöglichen, Aktionsbündnis A100 stoppen!, Avanti – Projekt undogmatische Linke, B59, BASTA* Erwerbsloseninitiative Berlin, Bündnis für eine solidarische Stadt, DonauFulda | Kiezinitiative in Berlin-Neukölln, Berliner Energietisch, Berliner S-Bahn-Tisch, Berliner Wassertisch Link1|Link2, Bündnis gegen Zwangsräumungen, Hände Weg vom Wedding!, FuldaWeichsel-Kiezini, GSW23, Kastanie 85, Kiezgruppe Mitte/Prenzlauer Berg, Kotti&Co, Kultwache RathausStern, KvU, Mietshäuser Syndikat Berlin-Brandenburg, Refugee Strike Oranienplatz, Spreepirat_innen, Stadtteilgruppe 44_, Studis gegen hohe Mieten, Überall ist Taksim – Überall ist Widerstand | Berlin, Wax34, Wem gehört Kreuzberg?, Wir bleiben alle!
Route: Lausitzer Str. –
Reichenberger Str. – Glogauerstr. -Wiener Str. – Görlitzer Ufer –
Görlitzer Str. – Falkensteinstr. – Wrangelstr. – Taborstr. – Schlesische
Str. – Skalitzerstr. – Oberbaumbrücke – Warschauer Str. – Revalerstr. –
Simon-Dach-Str. – Wühlischstr. – Gärtnerstr. – Boxhagener Platz
Gemeinsame Anreise:
- Treffpunkt: 13.30Uhr am Rosenthaler Platz und von dort aus gemeinsam und kostenlos mit der U-Bahn Richtung Lausitzer Platz. Bringt gerne Schilder, zum Beispiel mit Straßennamen, Transparente, krachmachende Dinge oder anderes mit.
- Gemeinsam aus Neukölln zur Demo: Treffpunkt um 13:30 Uhr an der Brücke zwischen Pannier Str. und Glogauerstr.
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