Wo GDL Funktionäre inhaltlos fragen, "Was Mainz Du?", profilieren sich Funktionäre der EVG in aller Öffentlichkeit, auf Kosten von erkrankten KollegInnen vom Stellwerk Mainz, als die Retter der Gerechten, nachdem der Zugverkehr im Mainzer Hauptbahnhof aufgrund von Personalmangel im Stellwerk stark eingeschränkt war.
Dabei waren es genau die Gewerkschaftsfunktionäre, die nun laut aufschreien, die den massiven und skrupellosen Personalabbau bei der Bahn widerstandslos zugelassen haben, incl. ihrer Privatisierung durch die unzähligen Ausschreibungen im Regionalverkehr durch die Landesregierungen.
Verlasse dich auf die Co-Manager in den Gewerkschaften und du bist verlassen. Interessenvertretung sollte bedeuten, dass die betroffenen Beschäftigten mit dem Mittel ihrer Gewerkschaft ihre jeweiligen Interessen umsetzen können, egal auf welchem Posten sie Tag und Nacht ihre Arbeit machen. Passiert das nicht, kommen Reaktionen zum Tragen, wie des folgenden offenen Briefes:
Offener Brief eines Kollegen.
an den Vorstand der DBAG, die Politik der Bundesrepublik Deutschland, die Gewerkschaften EVG & GDL
Seit jeher findet das Bahn-Bashing statt, damit haben wir Eisenbahner
uns irgendwie arrangieren können. Geschehen irgendwo in der fernen Welt
Unglücke, so sind wir Eisenbahner in Deutschland es gewohnt, das man uns
und unsere Arbeit unter die Lupe nimmt, und das selbsternannte Experten
uns dann zu Gefahrenquellen degradieren. Auch damit haben wir uns
arrangiert.
Nun kommen Autoren von Zeitungen dazu und stellen
die Berufe im Eisenbahnwesen als überbewertet da. Wir als Eisenbahner
haben eigentlich nur noch, nach Aussage einzelner die überwachende
Funktion, die Technik macht ja alles.
Jedoch nimmt diese Form
des Bashings nun Formen an, die ich als Eisenbahner der jungen
Generation nicht hinnehmen möchte, noch hinnehmen werde.
Seit
der Bahnreform 1994 wurde, vor allem unter Herrn Mehdorn der Börsengang
mithilfe diverser Einsparprogrammen vorangetrieben. Personal wurde
abgebaut, rollendes Material wurde entsorgt nur weil somit Kosten
gespart werden konnten und die Bilanzen besser aussehen am Jahresende.
Man wollt ja schließlich einen glänzenden Start hinlegen.
Nun
heute, 19 Jahre später nehmen die Sparkurse Formen an, die sich nicht
wirklich mehr verbergen lassen. Züge fahren zu spät, weil die Ablösung
im Gegenzug sitzt, der leider massive Verspätungen hat. Eine Stadt wird
sukzessive vom Schienennetz getrennt, weil das Personal schlichtweg
fehlt. Das Personal schiebt mittlerweile Überstunden vor sich her, die
selbst bei einem guten Willen, definitiv nicht abbaubar sind. Dazu kommt
das Debakel mit der Urlaubsplanung. Wenn der Urlaub geplant wird, dann
ist schlicht einfach nicht erkennbar, wie die berufliche und
betriebliche Situation zum Zeitpunkt X sein wird, aber man erwartet von
den Kollegen und Kolleginnen genau diese Weitsichtigkeit.
Es
ist ein offenes Geheimnis, dass vor allem bei der DBAG der
Altersdurchschnitt immens hoch ist, und ein großer Teil der alten Hasen
in den nächsten Jahren in den Ruhestand und die Rente gehen werden. Es
ist zu bezweifeln, ob dieser Personalverlust auffangbar ist.
Bei der Eisenbahn gibt es keinen Beruf, keinen Job, keine Beschäftigung,
die nicht einer gewissen Verantwortung unterliegen. Dafür bedarf es gut
ausgebildetes Personal. Dass auch nicht jeder sich für diesen Beruf
eignet erklärt sich irgendwie von selbst. Dass viele von uns
Eisenbahnern Ihren Job gerne und das auch nur mit einer gehörigen
Portion Ironie und Sarkasmus ausüben, brauche ich Ihnen sicher auch
nicht erklären.
Ja ich kann Reisende verstehen, wenn die
geplanten Fahrten, egal ob morgens und abends zu Pendlerzeiten oder aber
die Urlaubsreisen verschoben und/oder geändert werden müssen, weil
Teile Deutschlands aus bahntechnischer Sicht nicht mehr angefahren
werden können. Ich habe Verständnis für die alltäglichen
Beeinträchtigungen, die Pendler und Reisende auf Ihren Fahrten erdulden
und über sich ergehen lassen müssen. Jedoch habe ich kein Verständnis,
wenn immer die Mitarbeiter an der Basis, die alles dafür geben dass der
Laden läuft, wenn auch unter Einschränkungen und mit Kompromissen, als
Buhleute der Nation dargestellt werden. Der tägliche Konflikt mit den
Reisenden ist schon oftmals eine Belastung an der wir als Mitarbeiter im
kundennahen Einsatz nichts können, dann aber noch von Politik und
Chefetage eines auf den Deckel zu bekommen, das sprengt das berühmte
Fass.
Schaue ich mir die Liste der Vorstandsmitglieder und der
Aufsichtsratsmitglieder an, so vermisse ich den gelernten und
erfahrenen Eisenbahner in diesen Ebenen.
Wer leitet denn das
Unternehmen? Menschen die Ökonomie studiert haben, die irgendwelche
Finanzbereiche studiert haben, aber null Ahnung vom Konzept Eisenbahn
haben. Erkennbar daran, dass man eben den Teamgeist, wie Herr Döring von
der FDP es fordert. Kennt dieser Herr eigentlich die Bedeutung des
Wortes „Teamgeist“ ? Was mich noch mehr interessiert, wie kommt jemand
ohne Vorkenntnisse in den Aufsichtsrat des Konzernes DBAG? Welche
Referenzen hat er für seine Berufung/ Ernennung/ Wahl aufgezeigt?
Ich vermisse gerade das ernste und mahnende Wort vom Chef Herrn Dr.
Grube. Er der sich doch in letzter Zeit immer sehr nah an den
Mitarbeitern zeigte, sollte doch wissen, wie dieser Teamgeist bei uns
Eisenbahnern ausschaut. Warum lassen sie Herr Dr. Grube es zu, dass wir,
gerade so in den Medien zerrissen werden. Ihnen ist doch bewusst und
auch klar, dass sie die Scherben Ihres Vorgängers beseitigen müssen, und
wir mit unseren Kräften dabei aktiv behilflich sind. Dann zeigen sie
doch bitte auch Stärke und stärken uns in dieses Tagen durch eine klare
Haltung und Position den Rücken. Ein guter Chef steht auch in schlechten
Zeiten hinter seinem Personal.
Wo sind unsere Gewerkschaften?
Warum liest man dort immer nur kleine Statements, und kein Schlag mit
der Faust auf den berühmten Tisch? Ist es gerade jetzt zu viel verlangt,
dass sie sich vor die Menschen stellen, die auf sie hoffen und ihnen
durch die Beitrittserklärung ihre Loyalität erklärten? Oder ist es
wieder nur ein Ding im gegenseitigen Kampf?
Warum lassen sich
die Medien ausnutzen und zeigen immer nur den Blick von oben nach unten
und nicht mal umgekehrt? Sicher ein verschmierter Rangierarbeiter ist
nicht so schön für die Kamera, wie ein gestylter Business-Man. Das wir
da unten mehr zu kämpfen haben, passt scheinbar nicht ins Gesamtbild der
Medienlandschaft. Denn wenn man mal genauer hinter die Kulissen schaut,
dann würde man wahrscheinlich feststellen, dass man jemanden verliert,
dem man die Schuld für vieles und alles in die Schuhe schieben kann.
Klar, der Zug mit Verspätung ankommt und weiterfährt, hat diese
Verspätung nur, weil der Lokführer keine Lust hatte, schneller zu
fahren, sondern lieber die Landschaft genießen wollte. Der
Fahrdienstleiter, der im Stellwerk eigentlich die Fahrstraße legen soll,
der hat einfach keine Lust und lässt den Zug vor dem Bahnhof stehen.
Hauptsache, das Essen schmeckt und man lässt sich dabei nicht stören.
Die Zugbegleiter, die dem eh schon genervten Reisenden erklären müssen,
das die Klimaanlage defekt ist, die evakuiert den Waggon auch nur
deswegen, weil sie die Reisenden ärgern möchte und deswegen die
Klimaanlage per Sicherung abgeschaltet hat. Ja, alles was eintritt und
passiert und dann schief geht, das passiert alles, weil wir Eisenbahner
es so wollen und den Betrieb absichtlich stören und manipulieren. Aber
Hauptsache, wir erhöhen alle Jahre wieder die Preise um uns damit die
Taschen zu füllen und noch reicher zu werden. Reicher, damit die Konten
für später noch besser gefüllt sind, denn während der Schichtwochen
fehlt uns leider die Zeit, das Geld auszugeben. Wie denn auch? Kurze
Übergänge, verlängerte Schichten aufgrund von Störungen, ja das alles
nehmen wir gerne und liebend in Kauf, nur damit wir den Reisenden eins
auswischen können.
Mit jedem neuen Tarifvertrag versucht man
Sozialleistungen zu kürzen, Ermäßigungen (Freifahrten für die Familie,
die keine sind) weiter zu reduzieren. Wenn nicht durch den Konzern, dann
durch die Politik. Das Durchschnittsgehalt ist schon lange mehr ein
Schmerzensgeld, als eine gerechte Entlohnung. Wofür? Wir
Wechselschichten, wenige soziale Kontaktpflege und leider immer mehr
Aufgaben und Stress auf dem Arbeitsstelle.
Die Führungsebenen
bekommen jedes Jahr einen guten Bonus, sei es für sparsames Fahren, sei
es für gute Umsatzzahlen, aber der kleine Mann an der Basis, der täglich
dafür sorgt, der geht, so wie es 2013 geschehen ist, leer aus. Ist das
eine gerechte Entlohnung und Belohnung für den aufopfernden Dienst am
Kunden?
Ich möchte es nicht alles am Lohn und an der Entlohnung
messen. Manchmal ist ein lobendes Wort mehr Wert als ein dickes Gehalt.
Von daher fordere ich sie auf, endlich einmal uns Eisenbahner als
Menschen zu behandeln, erkennen sie, dass in der Vergangenheit Fehler
gemacht wurden sind und geben sie offen zu, dass nicht die Mitarbeiter
daran schuld haben, sondern die Fehler weiter oben entstanden. Stehen
sie endlich zu den Menschen, die täglich dafür sorgen, dass der Betrieb
läuft. Suchen sie nicht immer erst bei den Menschen, die täglich
Überstunden machen und sich damit stärker belasten, den Fehler und/oder
die Störungsquelle. Beziehen sie Position, stärken sie denen den Rücken,
die es nun nötig haben und verstecken sie sich nicht einfach.
Mit freundlichen Grüßen