Bei
diesen Beschlüssen und Forderungen geht es nicht allein um eine
Lohnerhöhung, die wir durch unsere Arbeit, unter immer schlechter
werdenden Bedingungen, mehr als verdient haben. Noch immer geht es um
unsere existenzielle Forderung nach einer umfassend wirkenden
Beschäftigungssicherung, die auch deren Namen verdient.
Ein
Meilenstein, den es nicht allein nur bei der DB AG umzusetzen gilt,
ist da der seit Jahren definierte und geforderte
Zukunftstarifvertrag. Jeder Beschäftigte von uns sollte damit das
tarifvertragliche Recht erhalten, nicht nur als Goldesel dem
Management zu dienen, sondern seinen Arbeitsplatz, als persönliche
Lebensgrundlage, umfänglich vor einen unverschuldeten Verlust zu
schützen. Dabei zählt nicht nur der Schutz vor finanziellen
Verlusten, sondern auch der Schutz und Erhalt unserer Familien und
unseres sozialen Umfeldes.
Die
Gespräche der GDL Verhandlungsführer, mit den Vertretern der
Deutschen Bahn AG, beziehen sich jedoch derzeitig nur noch allein auf
die finanzielle Versicherung von jährlich durchschnittlich 150
Lokführer, der 20'000 Lokführer bei der DB AG, die durch ihre
Arbeit unverschuldet untauglich wurden. Nicht, dass diese Absicherung
notwendig ist, sie ist nur völlig unzureichend. Denn 20'000
Lokführer sind tagtäglich, neben einer drohenden Untauglichkeit
(die vom Management mit einer unvorbereiteten Vorladung zum
Bahnpsychologen auch mal herbeigeführt wird), auch von
anhaltenden Rationalisierungen, Optimierungen, Ausschreibungen und
vom allein politisch gewollten Wettbewerb betroffen.
Wenn
von den GDL Verhandlungsführern nun nur noch eine Versicherung für
jährlich gut 150 Lokführer thematisiert wird, dann werden damit
zeitgleich die längst bekannten und genannten Forderungen der
übrigen Gewerkschaftsmitgliedern nach einem umfänglichen Schutz
ihrer Arbeits- und Lebensgrundlage offensichtlich vorsätzlich
missachtet. Selbst wenn es rechtliche Fragen geben sollte, um den
Zukunftstarifvertrag auch mittels Streiks auch durchzusetzen, sollte
es einem versierter Rechtsverdreher verstehen, dafür eine
Möglichkeit und Lücke zu finden. Alles weitere ist eine Frage des
Kräfteverhältnis, das wir, zusammen mit allen ebenso betroffenen
Beschäftigten in diesem Land, in aller Öffentlichkeit bereit sein
sollten zu unseren Gunsten zu beantworten.
Damit
bleibt aktuell die Frage, wie können wir die Inhalte des
Zukunftstarifvertrags für eine Beschäftigungssicherung, wo diese
ohne jede Legitimation im Dezember 2013 von der Bundestarifkommission
der GDL zurückgezogen wurden, nun umsetzen? Der begrenzt wirkende
Betreiberwechseltarifvertrag der GDL kann nur dort wirken, wo er auch
vorhanden ist. Das ist er und wird er wohl nie bei allen Bahnen sein.
Bleibt den DB Lokführern der GDL nun nur noch der völlig
unzureichende und oft schon verteufelte Demokrafietarifvertrag der
EVG? Wenn nichts anderes vorhanden ist, bleibt uns wohl nur diese
“Alternative“. Der Arbeitgeber wendet diese bereits bei
betroffenen Lokführer an. Ohne eine eigene umfänglich abgesicherte
Zukunft, kommen wir alle früher oder später unter die Räder des
Arbeitgebers und seiner Hausgewerkschaft. Die Landverschickung bei
der DB AG findet so kein Ende!
Damit
wir zukünftig nicht auf die EVG angewiesen sind, um zumindest im
Ansatz eine Art Beschäftigungssicherung, Altersteilzeit und
Kündigungsschutz zu haben, sollten wir uns auf keinen Fall die
Butter vom Brot nehmen lassen. Weder von selbstherrlichen
Funktionären, die mit ihrer Unterwürfigkeit zur GDL Führung dieser
eine nicht vorhandene Unterstützung und Streikbereitschaft “ihrer“
Ortsgruppen und Bezirke für eine Lizenzschutz-Versicherung melden,
noch vom Arbeitgeber, der nach dem Alleingang des GDL Hauptvorstandes
nun versucht die GDL zu spalten. Doch halten die GDL
Verhandlungsführer weiterhin nur an ihrer Lizenzschutz-Versicherung
fest, werden sie sich von der GDL Basis weiter isolieren. Für den
Erhalt dieser GDL wird wohl kaum ein Mitglied bereit sein zu
kämpfen.
Unsere
Beschlüsse und Forderungen sind nicht verhandelbar!
In
einem Akt der gewerkschaftspolitischen Emanzipierung in ihrer
Gewerkschaft haben sich sehr viele Mitglieder entschieden, nicht
jedem bunten Lutscher, in Form einer Lizenzschutz-Versicherung, blind
hinterherzulaufen. Doch allein mit diesem wohl einmaligen Akt der
Selbstbestimmtheit von Mitgliedern der GDL, kommen wir nicht zu dem
was wir fordern. Wo selbst Beschlüsse der GDL Generalversammlung,
als höchstes Gremium der GDL, nur eine Haltbarkeitswert einer S-Bahn
Achse besitzen, stellt sich manch ein GDL Mitglied die Frage, wie nun
weiter?! Wenn nicht über die Gremien der GDL, wie können wir dann
unsere berechtigten Forderungen umsetzen, ohne sich wiederholt dem
Verrat auszusetzen?
In
den Ortsgruppen der GDL wurden zahlreiche Beschlüsse gefasst, oder
es wurde sich den Beschlüssen in den Bezirksversammlungen
angeschlossen, die einen umfänglichen Schutz des Fahrpersonals
beinhalten. Doch deren Umsetzung überließen wir, nach den nun
gewonnenen Erfahrungen, denen, die die von uns
Gewerkschaftsmitgliedern getragenen Forderungen für einen
Zukunftstarifvertrag verraten haben. Doch war es wirklich Verrat?
Verrat kann es immer nur dort geben, wo es zuvor Vertrauen gab.
War
es zu blind, unser Vertrauen, oder war es für viele von uns einfach
nur sehr bequem, die Umsetzung der eigenen Interessen und Forderungen
unkontrolliert und unkommentiert in den Händen der
Interessenvertreter zu belassen? So lange es nur wenige von uns
trifft, die nach einem Arbeitsplatzverlust keine
Beschäftigungssicherung haben, ist deren Aufschrei noch nicht so
laut, dass er das Vertrauen in die eigenen Interessenvertreter
erschüttert. Doch täglich werden es mehr Kollegen, die in eine
ungewisse Zukunft entlassen werden.
Wie
sehen jetzt die Möglichkeiten aus, an einen umfassenden und
wirkungsvollen Schutz zu kommen und die begrenzt wirkenden und eng
abgesteckten Forderung einer Lizenzschutz-Versicherung, wieder in ein
großes ganzes Schutz-Paket zusammen zu schnüren? Dazu braucht es
jetzt nicht die Entschlossenheit der Interessenverwalter, ihre Ziele
umzusetzen, sondern die Entschlossenheit von uns allen als
Betroffene, um unsere Ziele umzusetzen. Doch welche Erwartungen haben
wir dabei an uns selber, um an unser Ziel zu gelangen?
Es
sollten wir selber sein, die jetzt in ihren GDL Ortsgruppen, bis hin
in die Bezirke, genau die Anträge zur Beschlussfassung stellen, von
denen wir uns eine tatsächliche Umsetzung unserer Forderungen durch
uns selber versprechen. Letztendlich bist Du es, bin ich es, sind wir
es alle, die täglich unter den unhaltbaren Bedingungen arbeiten
sollen und leben wollen. Es sind genau die von uns, deren
Arbeitsplätze von Ausschreibungen bedroht sind. Die, die von
weiteren Rationalisierung und Optimierungen betroffen sind und die
von uns, die aufgrund des nur von der Politik gewollten Wettbewerbs
bei der Bahn mit sozialen und finanziellen Einschränkungen in ihrem
Leben zurechtkommen sollen. Es sind auch die von uns, die nach
Leistungsverlust das Unternehmen und den Wohnort wechseln sollen,
oder einfach nur die von uns, die ohne Verluste in Altersteilzeit
gehen wollen.
In
Gesprächen und bei Diskussionen in den Meldestellen, am Telefon, per
SMS, auf Twitter, oder bei Facebook sollten wir uns als Mitglieder
der GDL darüber verständigen, jetzt in unseren
Ortsgruppenversammlungen unsere Forderungen für einen
Zukunftstarifvertrag, als Schutz-Paket für uns alle,
aufrechtzuerhalten, und deren Umsetzung beschließen. Das sollte mit
einer breiten Beteiligung aller Betroffenen erfolgen, damit
entsprechende Beschlüsse auch von ihnen selbst getragen und
umgesetzt werden können. Das Recht, für seine ganz eigenen
Interessen und Forderungen auch zu kämpfen, wenn nötig auch zu
streiken, sollte sich jeder nehmen, der gemeinsam mit seinen Kollegen
dazu bereit ist als Mitglied in seiner Gewerkschaft für unser aller
Zukunft zu kämpfen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen