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Dienstag, 21. Januar 2014

Auf ein Wort, liebe Kolleginnen und Kollegen,


Auf ein Wort, liebe Kolleginnen und Kollegen,

von Manfred Schell, ehem. Bundesvorsitzender der GDL
Die absurden, sich im zurückliegenden Jahr zugetragenen Ereignisse erneut darzulegen, dürfte überflüssig sein. Die GDL befindet sich zum Jahreswechsel in einer selbst zu verantwortenden, außerordentlich prekären Lage. Als beängstigend erachte ich die Tatsache, dass nichts auf eine Kurskorrektur ihrer gewerkschaftspolitisch Handelnden hindeutet.

Die Verantwortung dazu liegt ausschließlich in der satzungsmäßig verfügten Zuständigkeit der Bezirksvorsitzenden und ihrer Stellvertreter. Dies deshalb, weil vom Bundes-vorsitzenden eine Rückkehr zu Recht, Demokratie und damit zur Verantwortung für das Gemeinwohl der GDL nicht zu erwarten ist.

Als ein Vierteljahrhundert amtierendes Mitglied im geschäftsführenden Vorstand, davon 19 Jahre als Bundesvorsitzender, erachte ich die tragende Säule der GDL, unseren Wahlspruch ALLE FÜR EINEN – EINER FÜR ALLE, als auf das Tiefste erschüttert.

Unser Kapital sind unsere Mitglieder“ lautete der Titel einer Broschüre, die ich zu Beginn meiner Tätigkeit im geschäftsführenden Vorstand verfasste. Dieser Leitgedanke galt während meiner gesamten Amtszeit als Maxime der jeweiligen geschäftsführenden Vorstandsmitglieder und dem Hauptvorstand für gemeinsames Tun und Handeln.

Dass eine ohne gesunden Haushalt und finanzieller Absicherung ausgestattete Gewerkschaft ebenso zum Aussterben verurteilt ist, wie eine mitgliederschwache, überwiegend mit sich selbst beschäftigte und ohne jede Reputation, ist selbstverständlich. Gewerkschaftliche Zielvorstellungen und Grundsatzpapiere dienen sowohl den Mitgliedern als auch zur öffentlichen Selbstdarstellung. Um einer Gewerkschaft jedoch auf Dauer eine Existenzgrundlage als starke, von gegenseitigem Respekt geformte Solidargemeinschaft garantieren zu können, bedarf es deutlich mehr als Phrasen und Parolen. Es zählen allein Taten und gemeinsam errungene Erfolge.

Was derzeit in der GDL geschieht, zeugt von Charakter- und Verantwortungslosigkeit seiner führenden Amtsinhaber und hat in der Mitgliedschaft zu einem herben Vertrauensverlust geführt, dem viele bereits mit ihrem Austritt begegnet sind. Die hohe Glaubwürdigkeit, mit der die GDL einst umsetzte was sie proklamierte und versprach, ist durch eine einzigartige Manipulation im GDL-Satzungsrecht durch den Bundesvorsitzenden und dem Hauptvorstand ad absurdum geführt worden.

Was bei Rechtsbeugung althergebrachter Grundwerte geschieht, zeigt die aktuelle, gleich zu Jahresbeginn öffentliche herausposaunte Streikdrohung der GDL. Sämtliche, durch die GDL-Mitglieder in Ortsgruppenversammlungen erarbeiteten, in die Bezirks-Versammlungen eingebrachten und schließlich in der letzten ordentlichen Generalversammlung verabschiedeten Forderungen zu einem wirksamen Zukunft-Tarifvertrag, wurden wegen mangelnder Mitgliederinteressenvertretung durch den Hauptvorstand und der Tarifkommission für nichtig erklärt.

Aus dem Hut zauberte der Hauptvorstand eine Lizenzverlust-Versicherung. Dadurch wurde erneut der Grundsatz, wonach die Entscheidungswege der GDL von unten nach oben ausgerichtet sind, konterkariert. Dennoch von den Mitgliedern Solidarität, Kampfkraft und Gemeinschaftssinn zu fordern ist nichts weiter als den wirklichen Mitgliederwillen zu ignorieren. Die einstigen Markenzeichen der GDL sind wahrheitswidrigen Phrasen zum Opfer gefallen.

Stark, unbestechlich und erfolgreich sind gegenwärtig zur inhaltslosen Proklamation geworden. Doch ohne Stärke, Unbestechlichkeit und Erfolg kann es für die GDL keine Zukunft geben.

Deshalb erwarte ich von allen GDL-Amtsinhabern, allen voran von den Hauptvorstands-Mitgliedern, dass diese stark in der Befolgung des Satzungsrechts, unbestechlich in ihrer Charaktereigenschaft sowie erfolgreich in der konsequenten Umsetzung der beruflichen und sozialen Interessen der GDL-Mitglieder sind.

Mit anderen Worten, ich erwarte eine Rückbesinnung auf die Werte, welche die GDL zur ältesten deutschen Gewerkschaft haben werden lassen. Ansonsten laufen wir Gefahr, in 2014 alles zu zerstören, was wir gemeinsam 2007/2008 erreicht haben. Großmannssucht hat auf Dauer noch keine erfolgreiche Politik bewerkstelligt.

Solange der Hauptvorstand mit seiner Verantwortung keine Kurskorrektur vornimmt, erleidet die GDL einen nicht mehr gut zu machenden, irreparablen Schaden.


http://www.indemore-gdl.de/allgemein/auf-ein-wort-liebe-kolleginnen-und-kollegen/


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