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Freitag, 10. Januar 2014

Kein Streik für bunte Lutscher!

Nach dem Willen der obersten GDL Funktionäre, wird es nichts, noch nicht einmal für uns 20'000 Lokführer bei der Deutschen Bahn AG, aus einem Zukunftstarifvertrag. Damit es nun keine Luftnummer wird, fordern die höchsten Stellen in der GDL eine Versicherung für die Lokführer. Ok, eine finanzielle Absicherung für eine mögliche Untauglichkeit nach Suiziden ist immer gut. Jeden Tag springen jedoch mehr Lokführer über die Klinge des Arbeitgebers, weil sie die zunehmende Arbeitsverdichtung körperlich und geistig nicht mehr ver­kraften können, als dass es hauptsächlich Suizide sind die uns vom Führerstand werfen.

Dem Drohruf nach Streik, falls die DB Manager den GDL Funktionären ihre Versicherung nicht zugestehen, um ihr Gesicht zu wahren, folgen nun erste tatsächliche Streikvorbereitungen für die Amtsinhaber der GDL. Nicht aber für die Mitglieder vor Ort. Sie bekommen noch immer nur zögerliche Informationen, zumeist nur aus den Medien. Aus den wenigen inhaltlichen Zeilen kann herausgelesen werden, was es denn eigentlich mit dieser Lizenzschutzversicherung auf sich hat. Doch waren die Streikdrohungen zuvor gar nicht so gemeint, nur heiße Luft, um die Mitglieder zu beruhigen und um das Management für seine Forderungen zu “begeistern“?

Zu lesen ist nun zwischen den Zeilen der GDL, dass die Forderungen nach einem Zukunftstarifvertrag von den GDL Verhandlungsführern fallengelassen wurden, da sie in das tarifliche Hoheitsgebiet der EVG hinein reichen würden. Dazu brauchte es fast 3 Jahre Verhandlungen, Verhandlungsabbrüche, neuerliche Verhandlungen, das Scheitern von Verhandlungen, einen neuerlichen Beschluss der Generalversammlung im Mai 2013, um dann nach einem wochenlangen Schlichtungsverfahren nun das Scheitern des Zukunftstarifvertrages zu verkünden. 

Damit dieses gewerkschaftspolitische Trauerspiel nicht zu einem Desaster für die GDL führt, steht nun die Streikdrohung für eine Versicherung im Raum. Ohne, dass diese Versicherung die Forderungen nach einem um­fänglichen und wirkungsvollen Schutz vor den unzähligen Ausschreibungen im Regional- und Nahverkehr beinhaltet. Oder wurde selbst der unvollkommene Betreiberwechseltarifvertrag von der GDL bereits ins Engli­sche, Japanische, Chinesische und Französische übersetzt, um ihn mit all den heute bereits bekannten und unbe­kannten globalen Unternehmenskonsortien abzuschließen? Was ist mit den Lokführern beim Verlust von Leis­tungen im Güter- und Fernverkehr, wenn diese von anderen Unternehmen oder Unternehmen der DB von ande­ren Orten aus gefahren werden. Was ist mit all den Lokführern, die den zunehmenden Arbeitsstress nicht mehr standhalten können? Die so vom Management aussortiert werden, wenn sie deren Vorgaben nicht mehr erfüllen.

Es waren und sind noch immer die Forderungen der GDL Mitglieder nach einem umfänglich wirkenden Zu­kunftstarifvertrag, die nun von der GDL zu Gunsten einer halbherzigen Versicherung zurückgezogen wurden. Sind mit der Politik der Interessenvertretung durch die Funktionäre, und den deren sich über Jahre hinweg hin­ziehenden Tarifverhandlungen, sind die Interessen der GDL Mitglieder nun ad Acta. Es sind nicht wir GDL Mitglieder die ihre Forderungen fallen gelassen haben. Wir kennen noch immer unsere Ziele, für die wir auch zu jeder Tages- und Nachtzeit streiten und streiken würden. Aber mal ehrlich, wer streikt schon für eine Versi­cherung? Diese Lächerlichkeit möchte sich wohl kaum ein Lokführer gegenüber den Reisenden aussetzen, um sich sagen zu lassen: “Versicherung, die bekommst Du bei der AXA oder Allianz“

So sollte sich jeder emanzipierte Lokführer jetzt nicht für einen bunten Lutscher die Butter vom Brot nehmen lassen. In Ortsgruppenversammlungen sollten es wir Mitglieder der GDL sein, die deutlich sagen wie unsere Forderungen aussehen und was wir von bunten Lutscher halten. Es geht letztendlich um die Zukunft von uns Lokführern und um die Zukunft unserer Gewerkschaft. Ein möglicher Streik der GDL sollte daher nicht boy­kottiert werden. Mit den in den Streikversammlungen definierten Forderungen sollte der Streik von uns Lokfüh­rern geführt werden. Wer kann seine Forderungen besser einfordern und durchsetzen, als wir selber.

Gerade wo mit den Medien, finanziert von den Konzernen und Unternehmen, die Lobbyisten in der Politik nur darauf warten die Rechte der Gewerkschaften durch einen zuvor selbst erzeugten “öffentlichen“ Druck einzu­schränken. Ein mutiger Schritt nach vorn wäre wohl der bessere Weg. Wie schon die Gewerkschaften BAU und jetzt auch die NGG, sollte der politische Streik in die Statuten aller Gewerkschaften aufgenommen werden. Diese Kraftprobe sollte gewagt werden, wenn es um die Einschränkung unser gewerkschaftlichen Rechte geht.

Wir haben die Wahl. Ziehen wir als betroffene Lokführer nun auch unsere Interessen und Forderungen für einen wirkungsvollen Schutz vor jeder Art der Untauglichkeit durch unsere Arbeit und den Schutz vor jeder Art des Arbeitsplatzverlustes in unserer Heimat und bei unseren Familien zurück, oder zeigen wir den Funktionären in unserer Gewerkschaft welche Forderungen wir an sie und an das Management der Deutschen Bahn AG haben?! Wir sollten nicht darüber streiten ob wir streiken werden, denn Gründe hat jeder von uns zu genüge, sondern wofür wir gemeinsam streiten und streiken wollen. Es sind unsere Gewerkschaften, nicht die der Funktionäre!


"Endlich kapiert!" schreibt der geschäftsführende Vorstand der GDL dazu:

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