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Donnerstag, 5. Dezember 2013

SPD will Streikrecht beschränken

Geschrieben von Rainer Balcerowiak
Mittwoch, 4. Dezember 2013 // Duckhome.de

In Kürze werden die Mitglieder der SPD darüber entscheiden, ob es zu einer Großen Koalition kommt. Ich wette gerne eine Kiste Rotwein darauf, dass dieser Fall eintreten wird. Hält jemand dagegen?

Die SPD-Mitglieder haben in ihrer großen Mehrheit in den vergangnen Jahrzehnten bewiesen, dass sie weitgehend schmerzfrei sind. Wieso sollte sich daran etwas geändert haben? Und so wird die Partei in eine Regierung eintreten, die sich die Fortschreibung von Hartz IV, Altersarmut, 2-Klassen-Medizin, Klimazerstörung und Umverteilung von unten nach oben auf die Fahnen geschrieben hat und bestenfalls kosmetische Korrekturen vornehmen will. Nicht einmal den symbolträchtigen flächendeckenden Mindestlohn soll es jetzt geben, denn seine Einführung wurde verschoben und wird zudem durch Öffnungsklauseln für Tarifverträge durchlöchert. Dass die Herdprämie für Frauen und das Ehegattensplittung so bleiben wie sie sind, versteht sich ebenso von selbst, wie der Verzicht auf Vermögensabgaben oder höhere Steuern für Reiche und Superreiche. Da macht das Mitregieren doch jedem Sozi so richtig Spaß. Und wenn nicht, stimmt er trotzdem mit „Ja“.

Fast schon tragisch allerdings, dass ausgerechnet die alte Arbeiterpartei SPD sich anschickt, das Streikrecht massiv einzuschränken werden soll. Denn die Koalition plant ein Gesetz zur so genannten Tarifeinheit, welches kämpferischen und gut organisierten Spartengewerkschaften wie denen der Lokführer, Fluglotsen, Flugbegleiter und Ärzte die Möglichkeit nehmen würde, eigene Tarifverträge abzuschließen. Dass dies der im Grundgesetz verankerten Koalitionsfreiheit widerspricht, ist offensichtlich, aber man bekommt eine Ahnung was passiert, wenn die beiden großen Parteien im Verbund mit den Spitzen des DGB und den Unternehmerverbänden mal so richtig durchregieren können. Schon wird gemutmaßt, dass SPD und CDU mit ihrer Mehrheit notfalls auch die Verfassung ändern würden, um die Einschränkung des Streikrechts durchzudrücken.

Spartengewerkschaften wie die GDL, UFO, GdF oder Marburger Bund sind ja erst erstarkt, als ihre Mitglieder die Nase voll von der Kumpanei zwischen Bossen und DGB-Gewerkschaften in vielen Betrieben hatten. So war es der langjährige Vorsitzende der DGB-Eisenbahnergewerkschaft Transnet (heute EVG), Norbert Hansen, der zusammen mit dem Management den Börsengang der Deutschen Bahn durchpeitschen wollte und den Kollegen ein „Sonderopfer“ nach dem anderen zumutete. Aber gerade die GDL hat diesem Kartell gezeigt, wo der Hammer hängt, und mit massiven Streiks einen eigenen Tarifvertrag für Lokführer mit ansehnlichen Lohnerhöhungen durchgesetzt – wovon dann auch die anderen Beschäftigten profitierten.

Der DGB freut sich natürlich, dass die SPD ihnen jetzt dabei hilft, die unliebsame Konkurrenz der Spartengewerkschaften auszuschalten. Der frisch gewählte IG-Metall-Vorsitzende Detlef Wetzel begrüßte, dass jetzt der „Wildwuchs in den Betrieben“ eingedämmt würde, und nicht mehr „jede Spezialgruppe auf Kosten Anderer Tarifverträge erstreikt“. Was für ein perfider Schwachsinn. Grundrechte? Europäisches Recht? Internationale Konventionen für Gewerkschaftsfreiheit? Egal!

Ich hoffe allerdings, dass die betroffenen Gewerkschaften sich das nicht gefallen lassen und sowohl juristisch, als auch notfalls mit Streiks klare Kante zeigen.



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