Die
Bundesregierung hat am 10.12.2014 ihr Gesetz zur Tarifeinheit
beschlossen, welches nun noch vom Bundestag verabschiedet werden
muss, wo die Bundesregierung bekanntlich ihre Mehrheit aus
CDU/CSU/SPD besitzt. Auch die Tarifverhandlungen, bzw. deren
Stillstand, zwischen DB AG und GDL hat uns bis hierher keinen
Millimeter bei der Umsetzung unserer Forderungen gegenüber
Management der DB voran gebracht. Auch die EVG hat in ihrer
Verhandlungsrunde am 12.12.2014 keinen Abschluss erreicht.
Wo einem so viel “Gutes“
widerfährt, rufen die Gewerkschaften GDL & EVG zur Harmonie und
Besinnlichkeit auf. Zumindest bis zum 10. bzw. 14. Januar 2015. Denn
bis dahin herrscht, trotz des Angriffes der Bundesregierung auf
unsere Gewerkschaftsrechte und trotz der Hinhaltetaktik des DB
Vorstandes bei den Tarifverhandlungen, eine freiwillige
Friedenspflicht der GDL & EVG. Ob sich das Management der
Deutschen Bahn auch an diese Besinnlichkeit und Friedfertigkeit hält
erkennen wir spätestens an unseren tagtäglichen Schichten.
Zumindest
warnte in diesem Zusammenhang der Vizevorsitzende des Beamtenbundes,
Willi Russ, in der „Süddeutschen Zeitung“ davor, dass dieses
Land nun einen der schlimmsten Arbeitskämpfe aller Zeiten
erleben könnte. „Im Vergleich zu dem, was uns dann bei der Bahn
bevorstehen wird, war alles Bisherige nur Kinderkram“,
sagte er. Bahnvorstand Weber reagierte darauf, „der
DBB-Vertreter hat sich im Ton vergriffen“. Solche
„Streikankündigungen diffuser Art“ seien „völlig
überflüssig“. Er werde wie geplant am 17.12. mit der GDL
weiterverhandeln.
Doch
die Grundlage für die Fortführung eines Arbeitskampfes bleibt wohl
für jeden Eisenbahner, der nicht seinen persönlichen Vorteil beim
DB Management sucht, bzw. bereits gefunden hat, im Sinne seiner oft
existenziellen Forderungen gegenüber dem Management der Deutschen
Bahn und auch der Bundesregierung weiterhin erhalten. Denn seit dem
Ausbruch dieser Auseinandersetzung bei der Bahn hat sich für
uns dort Beschäftigten nicht wirklich etwas zum Guten gewendet.
Selbst mit dem von der uns regierenden Politik zum 09.November
eingeforderten und von der GDL Führung so umgesetzten Streikabbruch
haben wir bisher nichts gewonnen.
Es
dürfte jedem Funktionär und jedem Gewerkschaftsmitglied, egal
welcher Gewerkschaft, klar sein, dass man sich allein für eine
Zusage des Managements, bzw. Politik, noch nichts kaufen kann. Weder
einen zusätzlichen freien Tag über die kommenden Feiertage für
seine Familie noch eine Hand voll Geld für ein erholsames
Wellness-Wochenende, um die Folgen unserer Schichtarbeit zumindest
einmal kurzzeitig abstreifen zu können. Was uns bleiben sind die
anhaltenden Störungen an den Zügen, an den Strecken, in den
Arbeitsaufträgen, bei den uns Vorgesetzten und bei so manch
einem Reisenden.
Mit
dieser Situation oft völlig alleingelassen müssen wir wohl
erkennen, dass es allein mit einer Streikankündigung der einen wie
der anderen Gewerkschaft nicht getan ist, damit wir unsere Situation
verbessern. Auch nicht mit dem Fingerzeig auf unsere eigenen Kollegen
vor Ort auf der Arbeit, nur weil sie einer anderen Gewerkschaft
angehören. Wenn wir etwas an unserer derzeitigen Situation
ändern und in unserem Sinne erreichen wollen, dann können wir das
nur gemeinsam. Denn unsere Kräfte liegen nicht auf unseren
Bankkonten in Luxemburg, sondern in unserer Geschlossenheit als
Beschäftigte und Gewerkschafter.
Die
Gegenseite ist sich, angefangen von der Chefetage der DB, über die
Redakteure des Focus und der BILD-Zeitung, bis hin zur “sozialen“
und marktwirtschaftlichen Regierung, einig. Dort wo wir uns als
Beschäftigte und Gewerkschafter spalten lassen, hauen sie mit ihrer
Axt der Hetze und Verunglimpfung rein. Wo wir in unseren Reihen eine
Lücke lassen, setzen sie unsere einst blutig erkämpften Rechte
außer Kraft, isolieren sie uns von unseren Kollegen und erhöhen sie
unsere Produktivität und Flexibilität mehr und mehr ...
Nun
können wir kollektiv den Kopf in den Sand stecken, mit dem Finger
auf die Manager und Gewerkschaftsfunktionäre zeigen, oder in der
Kirche auf besseres Wetter hoffen und beten. Tatsächlich ändern
können wir jedoch nur selber etwas an unserer Situation. Jeder
Einzelne und wir alle zusammen Widerstand leisten. Als Kollegen die
wir jeden Tag die gleich schlechten Arbeitsbedingungen
vorfinden, wo uns als Gewerkschafter unsere Rechte gleichermaßen
eingeschränkt werden, unabhängig von unserer
Gewerkschaftszugehörigkeit.
Wenn
am Montag in Belgien ein landesweiter Generalstreik stattfindet, wenn
sich in Frankreich die Beschäftigten das Recht des politischen
Streiks nicht nehmen lassen, wenn in Spanien die Gewerkschafter ihre
gemeinsame Macht bis ins Parlament hineintragen, wenn in Griechenland
die Polizei das Streiken bei der U-Bahn verbietet, dann dürfen auch
wir nicht länger schweigen und damit unseren Kollegen in ganz Europa
nicht länger in den Rücken fallen. Noch haben wir unsere
Gewerkschaften und Rechte, um mit ihnen zu kämpfen und auch
gemeinsam und übergreifend zu streiken! Bevor eine neue
Diktatur über uns herrscht!
Oder
ist es bereits eine Diktatur: Wenn ein Management bei den
Tarifverträgen Inhaltsgleichheit fordert und damit die
Gewerkschaften gleichschalten will, wenn eine Regierung uns das Recht
auf Streik nehmen will, wenn ein FDGB 2.0 geschaffen werden soll,
wenn sich die Medien mehr den Unternehmen und der Politik, nicht aber
der freien Berichterstattung, verpflichtet fühlen, wenn kritische
Kollegen aus der Gewerkschaft entfernt werden, wenn Flüchtlinge aus
den Gewerkschaftshäusern geschmissen werden, wenn sich
Betriebsräte geltendem Recht beugen, wenn Arbeitsrichter die
Zulässigkeit eines Streiks von einer “Luftballonparty“ an der
Berliner Mauer abhängig machen, wenn ein Gewerkschaftsvorsitzender
daraufhin einen Streik abbricht?
Die
Ziele, Interessen und Forderungen eines jeden Beschäftigten von uns
bei der Deutschen Bahn und in diesem Land dürften klar sein. Was uns
jetzt noch fehlt ist die Gemeinsamkeit diese auch so gegenüber
dem Management und der uns regierenden Politik entschlossen
umzusetzen. Fragen wir nicht danach wie es nicht gehen kann,
sondern wie wir es schaffen unsere Interessen und Forderungen
gemeinsam und übergreifend umzusetzen. Die Erhöhung des
Streikgeldes bei der GDL auf täglich bis zu 75 € hilft da nur
bedingt.
Reden
wir nicht länger nur über unsere Unterschiede, sondern handeln wir
auf Grundlage unserer Gemeinsamkeiten. Diese finden wir jeden
Tag bei der Arbeit und deren Bedingungen. Ziegen wir wo unsere
Schmerzgrenze liegt. Nutzen wir unsere gewerkschaftlichen und
beruflichen Strukturen, um gemeinsam gegen jede Arbeitshetze und
–verdichtung einen die bisherigen Grenzen übergreifenden
Widerstand zu organisieren. Grenzen die wir nicht gezogen haben. Die
geschaffen wurden, um uns und unsere gemeinsame Kraft als
Beschäftigte zu spalten.
Organisieren
wir die Bereiche, Unternehmen und Gewerkschaften übergreifende
Treffen und Veranstaltungen, um uns über Wege und Mittel zu
verständigen, wie wir gemeinsam an unsere Ziele kommen. Nutzen wir
unsere zahlenmäßige Kraft als Beschäftigte und Gewerkschafter
gegen die Medien- und Rechtsabteilungen der Unternehmen und
Konzerne. Gehen wir vor, nach und während unserer täglichen Arbeit
auf unsere Kolleginnen & Kollegen bei der DB-Regio,
DB-Jobservice, DB-Fernverkehr, DB-Schenker, der S-Bahn in Hamburg und
Berlin, der DB-Zeitarbeit, der DB-Services, DB-Sicherheit und
all ihren Subunternehmen zu und reden wir über unsere Arbeits-
und Lebensbedingungen und wie wir sie gemeinsam verbessern können.
Selbst
wenn es nach der freiwilligen Friedenspflicht und Zeit der Harmonie
bei der Deutschen Bahn im Januar zu weiteren Streiks kommt, so ist
das Mittel Streik dennoch nicht nur für Lokführer und
Zugbegleiter da, sondern für alle die ihre Situation verbessern
wollen und nicht nur beim Management um Gnade, oder Anerkennung
betteln wollen. Das Management und auch die uns regierende Politik
beeindruckt nicht das gesprochene Wort, sondern allein die Tat und
Kraft einer geschlossenen Belegschaft und der aktive Widerstand gegen
ihre Politik.
Solange sich die Gewerkschaften bei der DB, und hier maßgeblich eben die GDL, gegenseitig die Mitglieder abspenstig machen mit Versprechen die nicht wirklich eine bessere Substanz haben, solange können wir philosophieren soviel wir wollen über eine Einigkeit und Übergreifende Solidarität zwischen GDL und EVG. Keiner ist besser, jeder stellt sich aber als besser hin. Das einfache Mitglied wird hier nur noch überfordert. Wissentlich wird auch nicht veröffentlich oder zumindest darüber geredet, dass die Austritte bei der GDL mittlerweile zugenommen haben. Dies allein der Tatsache geschuldet wie ihre Führung vor geht im aktuellen Tarifstreit. Aber das eigentlich schlimme dabei ist der Umstand, diese Kollegen sind für JEDE Gewerkschaft verloren und gehören dann zu dem Bestand den CW zurecht bemängelt und den anderen zuschreibt, nur sich selbst nicht - nämlich dem Heer der Unorganisierten. Darüber sollte man auch mal reden hier auf diesem Internetauftritt.
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